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Gibt es einen weiblichen Weg, Nein zu sagen?

Wie gelingt es, Grenzen zu setzen – klar, aufrichtig und trotzdem in Verbindung? 

Warum fällt es uns – besonders Frauen – oft schwerer, Nein zu sagen? Und wie finden wir unseren ganz eigenen, stimmigen Weg zwischen Abgrenzung und Miteinander?



@Fotocredit: Jasmine Skrabl
@Fotocredit: Jasmine Skrabl

Nein sagen im Businessalltag: Männer vs. Frauen

Die Inspiration zu diesem Artikel kommt aus einem Seminar zur wertschätzenden Kommunikation. Zwei Tage lang habe ich mit Teilnehmer:innen probiert und geübt, wie man respektvoll Nein sagt – etwa, wenn der Teamleiter um eine Extraschicht bittet oder knapp vor Arbeitsschluß noch ein wichtiges Anliegen hat.


Was mir auffiel: Männer sagten deutlich leichter Nein. Aussagen wie „Das steht mir zu.“ oder „Da musst du jemand anderen finden.“ kamen klar und selbstverständlich. Auf der anderen Seite standen Frauen, die eher überlegten, ob sie das wirklich so sagen können – oder ob sie lieber etwas verhandeln sollten, Rücksicht nehmen müssten oder gar befürchten, dass jemand sauer wird.

Das ist natürlich nicht schwarz-weiß. Aber: Es zeigt ein Muster. Und dieses Muster hat viel mit unserer Haltung, unserer Sozialisation und unseren Bedürfnissen zu tun.


Der weibliche Weg: Rücksicht, Verbindung, Kooperation

Was ich oft beobachte – und vielleicht erkennst du dich darin wieder: Viele Frauen haben einen starken Wunsch nach Verbindung und Miteinander. Sie wollen niemanden vor den Kopf stoßen, möchten kooperieren und beziehen die Bedürfnisse der anderen oft sehr feinfühlig mit ein. Das ist eine wertvolle Stärke – und gleichzeitig kann sie zum Hindernis werden, wenn das eigene Nein dabei verloren geht.

Denn dann passiert es leicht, dass wir uns selbst übergehen. Dass wir Ja sagen, obwohl wir Nein fühlen. Und irgendwann merken wir: Unsere Grenzen verschwimmen. Wir funktionieren – aber wir sind nicht mehr in guter Verbindung mit uns selbst.


Wie gelingt es, Nein zu sagen und trotzdem in Verbindung zu bleiben?

Genau hier setzt mein Ansatz an: Nein sagen und in Verbindung bleiben – beides ist möglich. Und dabei hilft uns die Haltung und Praxis der gewaltfreien Kommunikation (GFK).

Ein möglicher Pfad könnte so aussehen:

  1. Empathisch reagieren: Statt sofort Nein zu sagen, beginne mit einem empathischen Hinhören. Beispiel: „Okay, ich höre, du bist gerade im Stress und brauchst Unterstützung – ist das so?“ Das schafft Verbindung. Der oder die andere fühlt sich wahrgenommen.

  2. Klarheit über deine Grenze: Dann kannst du sagen: „Und gleichzeitig ist es bei mir gerade so, dass…“ Und das darf sein: zB. keine Ressourcen, keine Zeit, keine Lust. Du musst dich nicht rechtfertigen – aber du darfst deine Beweggründe benennen. Etwa: „Ich brauche jetzt Ruhe.“ oder „Ich habe andere Verpflichtungen.“

  3. Kooperation ermöglichen: Danach kannst du vielleicht ein Gespräch darüber anbieten, ob es einen alternativen Weg gibt: „Ich kann noch 30 Minuten bleiben.“ „Ich helfe dir, jemand anderen zu finden.“ „Wollen wir gemeinsam überlegen, wie es weitergehen könnte?“

So entsteht eine Balance zwischen Selbstfürsorge und Miteinander. Du bleibst klar in deiner Haltung – und gleichzeitig offen für Verbindung und interessiert am Gegenüber und einer Lösung.


Grenzen setzen mit Herz und Verstand – eine Einladung zur Balance

Ich frage mich ob dieser Weg der weibliche Weg des Nein-Sagens ist. Nicht, weil er Frauen vorbehalten ist, sondern weil er eine Haltung inkludiert, die vielen Frauen besonders wichtig ist: mitfühlend, verbindend, kooperativ. -um zugleich klar, aufrichtig und selbstverbunden zu agieren, darf vom eher männlichen Zugang der Selbstfürsorge übernommen werden. :-)

Es geht mir gar auch nicht um „besser oder schlechter“, sondern wie wir diese Qualtiäten in uns selbst vereinen können. Wie du bei dir bleibst, ohne die Verbindung zu kappen. Wie du Verantwortung dort lässt, wo sie hingehört – und gleichzeitig menschlich bleibst.


Ausflug in die Neurobiologie: Warum Kooperation uns gut tut

Der Wunsch nach Verbindung und Harmomie ist übrigens keine romantische Idealisierung – er ist biologisch tief im Menschen verankert. Das menschliche Gehirn schüttet bestimmte Botenstoffe – sogenannte Wohlfühlhormone – aus, wenn wir uns in gelingenden sozialen Beziehungen bewegen. Kooperation, Empathie, Nähe und Wertschätzung sind u.a. die Reize, die diese neurobiologischen Prozesse aktivieren.

Fehlen diese Erfahrungen über längere Zeit, kann das gravierende Folgen haben: Rückzug, Isolation oder aggressives Verhalten sind mögliche Reaktionen auf einen Mangel an sozialer Resonanz. Das Gehirn stellt weniger „Wohlfühlstoffe“ bereit, und der Mensch verliert nach und nach die Fähigkeit – oder den Mut –, selbst in Verbindung zu treten. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem sich Isolation und soziale Entfremdung gegenseitig verstärken.

Diese Erkenntnisse zeigen, wie wichtig es ist, sowohl Klarheit als auch Verbindung in unserer Kommunikation zu kultivieren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Selbstfürsorge und Kooperation ist kein Widerspruch – sondern die Grundlage für gelingende Beziehungen und gesunde Gemeinschaften.


Grenzen und Verbindung: Zwei Seiten derselben Medaille

Die Herausforderung liegt nicht im Nein selbst, sondern im Wie. Wer lernt, sich selbst ernst zu nehmen, ohne das Gegenüber aus dem Blick zu verlieren, schafft eine neue Form der Beziehung – eine, die auf Augenhöhe basiert. Es geht nicht darum, ständig nachzugeben oder sich abzugrenzen, sondern darum, die eigene Wahrheit auszusprechen, ohne die Verbindung zu verlieren.

Ein reflektierter Umgang mit eigenen Grenzen und den Bedürfnissen anderer ermöglicht nicht nur gesunde Arbeitsbeziehungen, sondern stärkt auch das Selbstwertgefühl. Wer sich erlaubt, Nein zu sagen, ohne Schuldgefühle, und gleichzeitig offen für Kooperation bleibt, handelt nicht egoistisch, sondern verantwortungsbewusst – sich selbst und anderen gegenüber.


Fazit: Klarheit mit Herz – eine Haltung für gelingende Kommunikation

Grenzen setzen mit Herz bedeutet nicht, schwach zu sein – sondern klar, bewusst und mitfühlend. Es ist möglich, Nein zu sagen und gleichzeitig Ja zur Verbindung. Diese Haltung erfordert Übung, Selbstreflexion und manchmal auch Unterstützung.

Die Fähigkeit, in Balance zu bleiben – zwischen Kooperation und Klarheit – ist eine soziale Kompetenz, die in jedem Lebensbereich von Bedeutung ist: im Beruf, in der Familie, in Freundschaften. Wer diese Balance findet, stärkt nicht nur sich selbst, sondern auch das soziale Miteinander insgesamt.


Wenn du dich öfter dabei ertappst, dass du dich selbst vergisst, um anderen nicht „auf die Füße zu treten“ – dann lade ich dich ein:


Erforsche deinen eigenen Weg des Nein-Sagens.

Wenn du merkst, dass du beim Thema Grenzen setzen, Nein sagen oder authentische Kommunikation Unterstützung brauchst – dann lass uns sprechen.


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Deine Brigitte


 
 
 

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