Vom inneren Kritiker zur Selbstempathie – wie du Selbstakzeptanz lernen kannst
- brigittepuhr
- 17. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Wie sprichst du eigentlich mit dir selbst?
„Das hätte ich besser machen müssen.“
„Ich bin zu faul.“
„Ich bin zu sensibel.“
„Ich kriege das einfach nicht hin.“
Kommt dir das bekannt vor? Wenn du solche Gedanken kennst – willkommen. Du bist nicht allein. In diesem Blogartikel lade ich dich ein, innezuhalten und einen neuen Blick auf diese inneren Sätze zu werfen. Ich zeige dir einen Prozess, wie du deine selbstkritischen Urteile in ein verständnisvolles, selbstfreundliches Gespräch verwandeln kannst. Eine Einladung zu mehr Selbstakzeptanz – ohne Floskeln, sondern ganz praktisch.
Selbstempathie beginnt im Innen
In vielen Trainings, Coachings oder auch ganz persönlichen Gesprächen zeigt sich immer wieder ein ähnliches Muster: Wir gehen mit uns selbst härter ins Gericht als mit jeder anderen Person. Unsere inneren Gespräche kreisen oft darum, was wir nicht geschafft haben, wo wir besser hätten sein müssen, wo wir wieder „versagt“ haben.
Dabei lassen wir einen ganz wesentlichen Aspekt aus: Unsere Bedürfnisse.
Denn oft, wenn wir uns innerlich niedermachen, passiert das in einem Moment, in dem wir eigentlich etwas ganz anderes brauchen würden – Ruhe, Raum, Verständnis, oder auch nur einen tiefen Atemzug.

Zwischen Reiz und Reaktion – der Raum für Veränderung
Viktor Frankl hat einmal gesagt (sinngemäß):Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl. Und in unserer Wahl liegt unser Wachstum.
Dieser Raum – genau darum geht es. Ihn wahrzunehmen und zu nutzen, ist die Einladung, die dieser Artikel dir gibt. Nicht nur im Außen, in der Kommunikation mit anderen, sondern vor allem im Dialog mit dir selbst.
Der Kreislauf aus Gedanken und Selbstverurteilung
Wenn du in Gedanken bei dir selbst ankommst – vielleicht weil du dich dabei beobachtest, wie du Dinge aufschiebst oder dich schwer motivieren kannst – beginnt oft ein sehr automatischer innerer Dialog. Sätze wie: „Ich schiebe alles vor mir her“, „Ich bin einfach zu faul“ tauchen auf.
Aber diese Sätze sind keine Tatsachen. Es sind Geschichten, die du dir über dich selbst erzählst. Wieder und wieder. Und weil du sie so oft wiederholst, beginnst du, sie zu glauben.
Das ist der Moment, wo es hilfreich ist, innezuhalten und zu fragen: Was tue ich denn tatsächlich gerade – konkret?
Nicht: Was denke ich über mich?
Sondern: Was ist wirklich passiert?
Vielleicht stellst du fest: „Ich wollte eigentlich an meinem Projekt arbeiten, aber stattdessen habe ich ein Glas Wasser geholt. Dann bin ich nochmal in den Garten gegangen. Dann habe ich mit meiner Partnerin gesprochen.“
Beobachten statt bewerten
Das ist der erste wichtige Schritt:
Beobachten statt bewerten.
Du erkennst, was du tust, nicht was du denkst, wer du bist.
Und in diesem Beobachten liegt die Möglichkeit, deinen Gedankenmustern freundlich zu begegnen.
Die nächste Frage lautet dann: Was erfülle ich mir mit diesen Handlungen?
Was gewinne ich dabei, wenn ich nicht sofort „funktioniere“? Vielleicht ist es ein Bedürfnis nach:
Freiheit
Selbstbestimmung
Achtsamkeit
Flexibilität
Selbstfürsorge
Wenn du beginnst, diese Bedürfnisse zu erkennen, kannst du aufhören, dich zu verurteilen – und stattdessen beginnen, dich zu verstehen.

Selbstverstehen statt Selbstverurteilung
Plötzlich wird aus dem „Ich bin faul“ ein:
Ich schenke mir Raum, den richtigen Moment zu finden.
Aus dem „Ich komme nicht in die Gänge“ wird ein:
Ich achte auf meinen inneren Rhythmus.
Und aus der Kritik wird Verbindung.Verbindung zu dir selbst – und damit der erste Schritt in Richtung Selbstakzeptanz.
Der innere Shift: Von Last zu Leichtigkeit
Diese Erkenntnis kann eine echte Erleichterung sein. Wenn du erkennst, dass du mit deinem Verhalten vielleicht gar nicht „vermeiden“ oder „prokrastinieren“ wolltest, sondern dir etwas gönnst, was dir guttut, verändert sich das ganze innere Erleben.
Dann wird aus Druck ein Seufzer. Aus Bewertung entsteht ein Gefühl von: Ich bin in Ordnung, so wie ich bin. Und das ist Selbstakzeptanz. Nicht im Sinne von Stillstand, sondern im Sinne von liebevollem Verstehen.
Im nächsten Teil geht es um die Frage: Was passiert eigentlich, wenn trotzdem ein unangenehmes Gefühl bleibt?
Wenn Bedürfnisse miteinander ringen:
Selbstfürsorge und Struktur in Balance bringen
Vielleicht kennst du den Moment, in dem du zwar fürsorglich mit dir umgehst – dir Zeit lässt, dich einstimmst, deinem inneren Rhythmus folgst – aber trotzdem ein leiser, nagender Teil in dir bleibt. Etwas, das sich unzufrieden meldet, obwohl du dich doch um dich selbst gekümmert hast. Genau dort liegt oft die zweite Ebene von Selbstempathie: das Erkennen der nicht erfüllten Bedürfnisse.
Denn während du dir mit dem Spaziergang, dem Glas Wasser, der Pause möglicherweise Freiheit, Leichtigkeit oder Selbstfürsorge erfüllst, kann es gleichzeitig einen anderen Teil in dir geben, der sich nach Struktur, Klarheit, Effizienz oder Abschluss sehnt. Und auch dieser Anteil hat seine Berechtigung.
Der ganze Mensch im Blick: Alle Bedürfnisse zählen
Es geht nicht darum, einen Teil in dir zu verdrängen, um den anderen zu bedienen. Sondern darum, beide Seiten wahrzunehmen. In unserem Beispiel heißt das: Ich erkenne, dass ich Raum brauche, um mich gut vorzubereiten –und ich sehe auch, dass ein Bedürfnis nach Erledigung, Ordnung oder sogar innerer Ruhe durch „Abschluss“ nicht erfüllt ist.
Diese Art des inneren Dialogs macht sichtbar: Es sind nicht „faule Ausreden“ oder ein „Mangel an Disziplin“, sondern gleichzeitig wirkende Bedürfnisse, die dich in Bewegung setzen. Und genau durch das Erkennen dieser Gegensätze entsteht ein neuer Handlungsspielraum.
Von der Selbstverurteilung zur Strategie
Wenn du alle betroffenen Bedürfnisse siehst – sowohl die erfüllten als auch die schmerzhaft nicht erfüllten – kannst du beginnen, eine neue Geschichte über dich selbst zu erzählen. Statt: „Ich schiebe es schon wieder vor mir her“, könntest du sagen:
„Ich brauche Zeit, um mich auf mein Projekt einzustimmen. Und ich wünsche mir gleichzeitig einen klaren Abschluss, damit ich den restlichen Tag genießen kann.“
Diese innere Klarheit erlaubt dir, strategisch zu handeln. Vielleicht planst du in Zukunft einfach bewusst einen größeren Zeitrahmen ein. Vielleicht richtest du dir ein bewusstes Start-Ritual ein, das dich leichter in den Arbeitsmodus bringt. Vielleicht schaffst du dir neue Rahmenbedingungen, die dir sowohl Freiheit als auch Struktur ermöglichen.
Drei Schritte in die Selbstakzeptanz
Hier nochmals zusammengefasst der Prozess, mit dem du aus Selbstverurteilung in Selbstakzeptanz kommst – ein kleiner innerer Wegweiser:
1. Gedanken erkennen
Beobachte achtsam, welche Gedanken du über dich denkst. Welche Sätze sagst du innerlich zu dir? Welche Geschichten erzählst du über dich selbst?
2. Das Gute sehen
Frage dich: Was tue ich konkret in diesem Moment? Und: Welche Bedürfnisse erfülle ich mir dadurch? Erkenne deine guten Gründe für dein Handeln.
3. Unerfülltes würdigen
Welche Bedürfnisse bleiben in dieser Situation unberücksichtigt? Was fehlt dir? Und wie kannst du beiden Seiten Raum geben – der fürsorglichen und der klaren?
Wenn du so mit dir in den Dialog gehst, entsteht etwas sehr Kraftvolles: Du schenkst dir selbst Anerkennung. Und du übernimmst Verantwortung – nicht durch Härte, sondern durch liebevolle Klarheit.
Selbstempathie ist kein To-do
Zum Schluss noch ein besonders wichtiger Gedanke:Selbstempathie ist kein weiteres Tool auf deiner inneren To-do-Liste. Sie ist kein Auftrag, sondern eine Haltung. Etwas, das du üben darfst – wie eine neue Sprache. Manchmal stolperst du, manchmal wirst du fließender. Aber mit jedem Schritt wächst deine Verbindung zu dir selbst.
Selbstempathie ist die Grundlage für echte Klarheit, für friedliche Kommunikation – mit dir und mit anderen.
Einladung: Gemeinsam tiefer tauchen
Wenn du Lust hast, diesen Weg gemeinsam zu gehen, lade ich dich herzlich ein:
Buche dir ein kostenfreies Empathie Gespräch.
Ich freu mich auf dich! Deine
Brigitte
beherzt Klartext reden
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