Gefühle, Pseudo-Gefühle und der Weg zu authentischer Kommunikation
- brigittepuhr
- 3. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Warum „Ich fühle mich nicht wertgeschätzt“ kein echtes Gefühl ist – und wie du lernst, wirklich bei dir anzukommen.
Kennst du das? Du fühlst dich missverstanden. Nicht wertgeschätzt. Übergangen. Vielleicht sagst du sogar: „Ich habe das Gefühl, du interessierst dich nicht für mich.“Was, wenn ich dir sage: Das sind gar keine echten Gefühle?
Ich nehme dich heute mit in ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: der feine, aber entscheidende Unterschied zwischen wahren Gefühlen und sogenannten Pseudo-Gefühlen – und warum dieser Unterschied für eine friedvolle, klare und verbindende Kommunikation so zentral ist.
Der Schlüssel: Echte Gefühle erkennen und benennen
Gefühle sind essenziell – für dich selbst und für jede Form von zwischenmenschlicher Kommunikation. Denn echte Verbindung kann nur entstehen, wenn du wirklich mit dir selbst in Kontakt bist. Wenn du weißt, wie es dir geht. Wenn du spürst, was du fühlst. Wenn du Worte findest für das, was in dir lebendig ist.
Ich unterscheide hier zwischen angenehmen und unangenehmen Gefühlen – nicht zwischen „positiv“ und „negativ“. Gefühle sind in ihrem Wesen neutral. Sie sind Momentaufnahmen, innere Regungen, körperlich spürbare Zustände, die sich wandeln können.
Gedanken sind keine Gefühle: Die Falle der Pseudo-Gefühle
Oft begegnen mir in der Arbeit Aussagen wie:
„Ich fühle mich nicht wertgeschätzt.“
„Ich fühle mich übergangen.“
„Ich habe das Gefühl, du interessierst dich nicht für mich.“
Doch all das sind keine echten Gefühle. Es sind Gedanken in Gefühlsverkleidung, Pseudo-Gefühle. Dahinter stecken Bewertungen, Urteile, Interpretationen. Die Wahrheit ist:
Ich denke, dass du mich nicht wertschätzt. Ich denke, dass du dich nicht für mich interessierst. Ich interpretiere, dass du mich übergehst.
Wenn ich stattdessen wirklich bei mir ankomme, dann spüre ich vielleicht: Ich bin frustriert. Ich bin traurig. Ich bin enttäuscht. Ich bin wütend. Und das ist ein großer Unterschied. Denn echte Gefühle holen die Verantwortung zu mir zurück. Und das ist der erste Schritt zu echter Klarheit.
Warum echte Gefühle so kraftvoll sind
Sobald ich beginne, meine echten Gefühle zu benennen, hole ich die Verantwortung zu mir zurück. Ich nehme mich ernst. Ich übernehme Verantwortung – für mein Fühlen, mein Handeln, meine Bedürfnisse.
Wenn ich spüre: „Ich bin frustriert, weil ich gerade allein das ganze Abendessen vorbereitet habe und keiner fragt, wie es mir geht“ – dann kann ich in die Kommunikation gehen und sagen:
„Ich wünsche mir Rückmeldung, Wertschätzung, ein echtes Miteinander.“
Das ist viel klarer, ehrlicher und verbindender als: „Ich fühle mich nicht wertgeschätzt.“
Verantwortung statt Erwartung: Das innere Spiel verstehen
Ich habe erkannt, wie oft wir Menschen darauf hoffen, dass das Außen sich verändert, damit es uns besser geht. Ich will, dass du dich anders verhältst – damit ich mich gut fühle. Und wenn du es nicht tust, dann bin ich enttäuscht und frustriert. Das ist menschlich – aber es hält uns in Abhängigkeit.
Genauso gut kenne ich die andere Seite: Ich fühle mich schuldig, wenn jemand anderer schlecht drauf ist. Ich frage mich: Was habe ich falsch gemacht? Und auch das hält mich gefangen – in einer Verantwortung, die nicht meine ist.
Die Wahrheit ist:
Ich bin verantwortlich für mein Fühlen. Du bist verantwortlich für dein Fühlen.
Wenn ich das einmal tief verstanden habe, beginnt etwas in mir sich zu entwirren. Ich werde freier. Klarer. Friedlicher.
Auslöser ist nicht Ursache
Natürlich kann dein Verhalten etwas in mir auslösen. Vielleicht schaust du während unseres Gesprächs auf dein Handy. Ich interpretiere dann: Du hörst mir nicht zu. Du interessierst dich nicht für mich. Aber was ist die Wahrheit?
Die Wahrheit ist: Du scrollst über dein Handy. Das ist die Beobachtung.Und ich fühle mich vielleicht frustriert, weil mir Austausch und Verbindung wichtig sind.
Wenn ich das so benenne, kann ich sagen:
„Wenn du während unseres Gesprächs ins Handy schaust, fühle ich mich frustriert, weil mir echter Kontakt wichtig ist. Würdest du das Handy bitte weglegen, solange wir sprechen?“
Das ist eine Bitte – kein Vorwurf. Und das verändert alles.
Der Weg aus der Täter-Opfer-Dynamik
Immer, wenn ich sage: „Ich fühle mich übergangen“, „Ich fühle mich missachtet“, bin ich in einer subtilen Opferhaltung. Ich mache dich zum Täter, mich zum Opfer. Doch das sind keine Gefühle – das sind Bewertungen.
Wenn ich wirklich nach innen spüre, finde ich vielleicht:
Ich bin traurig. Ich bin wütend. Ich bin verunsichert. Ich bin enttäuscht.
Und das fühlt sich erst mal vielleicht nackter an – aber auch echter. Und nur aus dieser Echtheit heraus kann ehrliche Begegnung entstehen.
Was du jetzt konkret tun kannst
Ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt ist, deinen Gefühlswortschatz zu erweitern. Mach dir eine Liste:
Was sind angenehme Gefühle für dich?
Was sind unangenehme?
Je mehr Worte du findest, desto feiner wird dein inneres Gespür. Und du wirst merken, wie sich deine Gespräche verändern. Ich verspreche dir: Wenn du beginnst, achtsamer mit deinen Gefühlsworten umzugehen, wird sich deine Kommunikation wandeln – und mit ihr dein Kontakt zu dir selbst und zu anderen.
Gefühle als Weg zu inneren Frieden
Und jetzt kommt für mich der Bogen zu meinem großen Herzensanliegen: Friedensmedizin. Innere Ruhe entsteht nicht nur auf dem Meditationskissen. Sie entsteht im Alltag – durch Klarheit. Durch Sprachbewusstsein. Durch das tiefe Spüren und Annehmen deiner Gefühle.
Wenn du in Pseudo-Gefühlen steckst, bist du meist im Kopf – bei Bewertungen, Gedanken, Zuschreibungen. Wenn du echte Gefühle benennst, wanderst du in deinen Körper – in dein Herz, in deinen Bauch, in dein Fühlen. Und dort beginnt Frieden.
Egal, welches Gefühl auftaucht: Wenn du es spürst, annimmst und ausdrückst, entsteht Verbindung. Mit dir selbst – und mit anderen.

Wenn du magst, probiere es aus. Und wenn du Fragen hast oder teilen möchtest, was sich für dich verändert hat – melde dich gern bei mir. Ich freue mich auf deine Rückmeldung.
Wenn Du doch einmal auf einem Meditationskissen Platz nehmen willst, um dich von mir begleiten zu lassen, in deinen inneren Frieden, dann klicke hier und nimm dir Zeit für "Einen Raum für Dich! Ein Moment der nur dir gehört.! Mit dieser kleinen Übung kommst du wieder in Kontakt mit dem, was in dir lebt – und oft keinen Raum bekommt: deine Bedürfnisse.

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